Archiv der Kategorie: Kunst

tmah062 So ein Theater!

Anfang des 20. Jh. blüht das europäische Theater im Iran. Neben den vielen traditionellen Darstellungformen bietet es einen Weg, revolutionäre Gedanken niederschwellig zu verpacken. Denn Iran befindet sich in dieser Zeit im gesellschaftlichen Wandel und die neue Theaterform spiegelt ihn u.a in bissigen Komödien, die in Parks aufgeführt werden. Über die Themen, Macher:innen und Forschung zum europäischen Theater in Iran erzählt Dr. Anna Heller von der Universität Marburg.

Ab ca. 1:24:00 sprechen wir über dieses Bild.

Literaturtipps:

Floor, Willem (2005): The History of Theater in Iran. Washington, DC.

Heller, Anna (2023): Nationalismus auf der Bühne. Theater als Forum des national-säkularen Diskurses in der frühen Pahlavi-Zeit. Wiesbaden.

Kiann, Nima (2014): The History of Ballet in Iran. In: Gholami, Saloumeh (Hg.): Dance in Iran. Past and Present (Teil III). Wiesbaden, S. 91–176.

Najmi, Fahimeh (2018): Le Théâtre, l’Iran et l’Occicent. Paris.

Rezvani-Naraghi, Ashkan (2018): Middle Class Urbanism. The Socio-Spatial Transformation of Tehran, 1921–41. Iranian Studies 51 (1), S. 97–126.

Rice, Kelsey (2020): Emissaries of Enlightenment. Azeri Theater Troupes in Iran and Central Asia, 1906–44. Iranian Studies 54 (3-4), S. 427-451.

Ritzel-Moosavi Male, Andrea (1993): Komödiantische Volkstheatertraditionen in Iran und die Entstehung des iranischen Berufstheaters nach europäischem Vorbild von der Jahrhundertwende bis 1978. Frankfurt a.M. 

Sanjabi, Maryam (1998): Mardum-gurīz. An Early Persian Translation of Molière’s Le Misan-thrope. International Journal of Middle East Studies 30 (2), S. 251–270.

Talajooy, Saeed (2013): The Impact of Soviet Contact on Iranian Theatre. Abdolhosein Nushin and the Tudeh Party. In: Cronin, Stephanie (Hg.): Iranian-Russian Encounters. Empires and Revolutions since 1800. London,  S. 337–358.

Werner, Christoph (2014): Drama and Operetta at the Red Lion and Sun.  Theatre in Tabriz 1927–41. In: Devos, Bianca u. Werner,  Christoph (Hgs.): Culture and Cultural Politics under Reza Shah. The Pahlavi State, New Bourgeoisie and the Creation of a Modern Society in Iran. London, S. 201-232.

Link:

Videos der Gerda Henkel Stiftung über Anna Hellers Forschung im Iran.

tmah056 Schützende Siegel

Amulette waren in der gesamten islamischen Welt verbreitet. Mal dienten sie zum Schutz, mal zur Heilung und auch mal zum Schaden. Neben diversen Formaten bieten die Bilder und Texte auf Amuletten spannende Einblicke in ihre Anwendung sowie kulturelle Überschneidungen – so zum Beispiel für den iranischen Raum zwischen der Spätantike und ca. dem 13. Jh., über den uns Dr. Sarah Kiyanrad von der Ludwig-Maximilians-Universität in München erzählt.

Wir besprechen folgende Bilder ab diesen Zeitpunkten:

ab 00:20:48 Bild 1
ab 00:22:35 Bild 2
ab 00:31:15 Bild 3
ab 00:36:03 Bild 4
ab 00:46:18 Bild 5
ab 00:49:42 Bild 6
ab 00:52:27 Bild 7
ab 01:07:30 Bild 8

Literaturtipps

Doostdar, Alireza (2018): The Iranian Metaphysicals. Explorations in Science, Islam, and the Uncanny. Princeton/Oxford.

Gyselen, Rika (1995): Sceaux magiques en Iran sassanide. Paris.

Keil, Wilfried, Kiyanrad, Sarah und Willer, Laura (Hgs.)(2018): Zeichentragende Artefakte im sakralen Raum. Zwischen Präsenz und UnSichtbarkeit. Berlin.

Kiyanrad, Sarah (2017): Gesundheit und Glück für seinen Besitzer. Schrifttragende Amulette im islamzeitlichen Iran (bis 1258). Würzburg.

Maddison, Francis und Savage-Smith, Emilie (1997): Science, Tools & Magic. 2 Bd. London.

Nünlist, Tobias (2020): Schutz und Andacht im Islam. Dokumente in Rollenform aus dem 14.-19. Jh. Leiden.

Porter, Venetia (2011): Arabic and Persian Seals and Amulets in the British Museum. London.

Raḥmāniyān, Dāriyūš, und Ḥātamī, Zahrā (2012 [1391]): Siḥr va ǧādū, ṭilism va taʿvīẕ dar dunyā-yi zanān dar ʿaṣr-i Qāǧār. In Ǧustārhā-yi tārīḫī 2/2, S. 27–44.

Schaefer, Karl (2006): Enigmatic Charms. Medieval Arabic Block Printed Amulets in American and European Libraries and Museums. Leiden.

Subtelny, Maria (2020): Kāshifī’s Asrār-i qāsimī. A Late Timurid Manual of the Occult Sciences and Its Safavid Afterlife. In Saif, Liana et al. (Hgs.): Islamicate Occult Sciences in Theory and Practice. Leiden, S. 267–313.

Tanāvulī, Parvīz (2008 [1387]): Ṭilism. Grāfīk-i sunnatī-yi Īrān. 3. Auflage. Teheran.

Vesel, Ziva (2012): Talismans from the Iranian World. A Millenary Tradition. In Pedram Khosronejad (Hg.): Iranian Shi’ism. Iconography and Religious Devotion in Shi’i Islam. London/New York, S. 254-275.

Link

Blog-Eintrag von Christiane Gruber: The Arts of Protection and Healing in Islam: Amulets and the Body

tmah050 Spezial: Traditionen im neuen Gewand

Zum Jubiläum machen wir einen Ausflug nach Japan im 16./17. Jh. Dort werden Manuskripte altbekannter Geschichten mit neuen Bildern illustriert, die Rätsel über die Künstler und Kunden aufgeben. Mit Detektivarbeit und Materialanalyse schafft Dr. Berenice Möller vom Hamburger Exzellenzcluster Understanding Written Artefacts Zugang zu dieser kaum bekannten Welt.

Ab 1:06:56 sprechen wir über Bild 1, Bild 2 und andere Bilder als Kontrast

Ab 1:26:30 sprechen wir über Bild 4

Literaturtipps

Dalby, Liza (2001): Pflaumenblüten im Schnee. Reinbek. (Roman über Murasaki Shikibu, die Autorin der Geschichte des Prinzen Genji)

Izumi, Mari 泉 万里 (2013): „Yuya emaki to Yuya ehon 熊野絵巻と熊野絵本“, in Nō to kyōgen 能と狂言 11: 5, S. 15–28. (Artikel über Yuya von Prof. Mari Izumi, u.a. mit der These, dass MalerInnen aus verschiedenen Malstilen wählen konnten)

Shikibu, Murasaki (2014): Die Geschichte vom Prinzen Genji, unveränderter Nachdrdruck der Ausgabe von 1966. Zürich. (Übersetzung der Geschichte des Prinzen Genji)

Hayakawa, Yasuhiro 早川 泰弘(2017): „Kokuhō Jikōji-kyō ni okeru shinchūdei no riyō ni tsuite 国宝慈光寺経における真鍮泥の利用について“, in Hozon kagaku 保存科学(56), 49-63. (Artikel über das Sūtra, in dem Messing vorkommt; japanisch mit englischem Abstract)

Kataloge illustrierter Handschriften der Tenri Bibliothek: Nara ehon-shū 奈良絵本集, 8 Bände, Tenri daigaku shuppanbu 天理大学出版部, Yagi shoten, 2018–2020 (= Shin Tenri toshokan zenpon gyōsho, Bd. 23–30  新天理図書館善本叢書第23-30巻.

Katalog der illustrierten Handschriften in Frankfurt, über die es in Dr. Berenice Möllers Projekt geht: Schulenburg, Stephan von der, und Jesse, Bernd (2000): Mönche, Monster, schöne Damen. Japanische Malerei, Buch- und Holzschnittkunst des 16. bis 18. Jahrhundert in Frankfurt am Main; [Museum für Angewandte Kunst Frankfurt am Main, 17.2. – 24.4.2000], Berlin.

Links

Yuya, die Handschrift aus der Parlamentsbibliothek in Tōkyō, die Dr. Berenice Möller in Ihrer Magisterarbeit bearbeitet hat.

Über Nō-Theater (Englisch)

National Noh Theatre (Tōkyō)

Über das Nō-Stück Sumidagawa (Englisch)

Bildrolle der Geschichte des Prinzen Genji (Englisch)

Blogbeitrag zur Geschichte von Druck- und Verlagswesen in Japan (Lettern- und Holzblockdruck)

Interview mit Prof. Ishikawa Tōru (Keiō University, Tōkyō) über illustrierte Manuskripte und die Autorin und Buchproduzentin Isome Tsune (Englisch)

tmah040 Die Welt puzzeln

Die ältesten Karten der islamischen Welt sind in einem Werk aus dem 10. Jh. erhalten. In seinem Buch der Routen und Reiche beschreibt al-Istachri nicht nur die (islamische) Welt, er zeigt sie auch in einer Weltkarte und zwanzig Regionalkarten. Wie stellt er sich diesen Raum vor? An welche Traditionen knüpft er an und wieso wird sein Werk fast 1000 Jahre lang kopiert?
In dieser Jubiläumsfolge (5 Jahre tmah!) stellt Fabiola Heynen vom Podcast Ausgesprochen Alt die Fragen und ich erzähle aus meiner Forschung und zeige viele bunte Bilder.

Ab Min. 32 sprechen wir über die Weltkarte aus der Leidener Handschrift Or. 3101, hier ist die Legende.

Ab Min. 41:40 sprechen wir über die Karte des Persischen Meeres aus der Leidener Handschrift Or. 3101, hier ist die Legende.

Ab Min. 46:42 sprechen wir über die Karte des Iraks aus der Leidener Handschrift Or. 3101, hier ist die Legende.

Ab Min. 49:50 sprechen wir über die Karte von Chuzistan aus der Leidener Handschrift Or. 3101, hier ist die Legende.

Literaturtipps

Brentjes, Sonja (2009): Cartography in Islamic Societies. In Thrift, Nigel J. und Kitchin, Rob (Hgs.): International Encyclopedia of Human Geography. Amsterdam, London, Oxford, S. 414–427.

Brotton, Jerry (1997): Trading Territories. Mapping the Early Modern World. London.

Danilenko, Nadja (2021): Picturing the Islamicate World. The Story of al-Iṣṭakhrī’s Book of Routes and Realms. Leiden.

Emiralioğlu, Pınar (2014): Geographical Knowledge and Imperial Culture in the Early Modern Ottoman Empire. Farnham, Surrey.

Hagen, Gottfried (2003): Ein osmanischer Geograph bei der Arbeit. Entstehung und Gedankenwelt von Kātib Čelebis Ǧihānnümā. Berlin.

Heck, Paul L. (2002): The Construction of Knowledge in Islamic Civilization. Qudāma b. Jaʿfar and His Kitāb al-Kharāj wa-Ṣināʿat al-Kitāba. Leiden.

Rapoport, Yossef (2020): Islamic Maps. Oxford.

Savage-Smith, Emilie und Rapoport, Yossef (2018): Lost Maps of the Caliphs. Drawing the World in Eleventh-Century Cairo. Chicago.

Schneider, Ute (2004): Die Macht der Karten. Eine Geschichte der Kartographie vom Mittelalter bis heute. Darmstadt.

Links

Die Gothaer Handschrift von al-Istachri, von 1172

Die Leidener Handschrift von al-Istachri, von 1193

Die Ebstorfer Weltkarte (ca. 1300) samt Beschreibungen als Beispiel für europäische Weltkarten

tmah039 Alles erklingt

Musik war in der islamischen Welt überall: MusikerInnen lehrten, reisten und traten zuhause oder am Hof auf. Die Details zum musikalischen Alltag sind allerdings über zahlreiche Quellen in vielen Sprachen verstreut, was die Spurensuche erschwert.
Welches Bild wir uns dennoch von der Theorie und Praxis ab 1500 (v.a. in der arabischen Welt) machen können, erzählt uns Dr. Salah Eddin Maraqa von der Universität Freiburg. Als Musiker hält Salah außerdem dieses musikalische Erbe am Leben und gibt uns am Ende der Folge eine Kostprobe davon.

Literaturtipps

Maraqa, Salah Eddin (2015): Die traditionelle Kunstmusik in Syrien und Ägypten von 1500 bis 1800. Eine Untersuchung der musiktheoretischen und historisch-biographischen Quellen. Tutzing.

Maraqa, Salah Eddin (im Druck): Kleine Sterne am musikalischen Himmel? Zur Erforschung der Musik in den arabischen Provinzen unter den Osmanen. In: Eichmann, Ricardo und Shehata, Dahlia (Hgs.): Orient-Archäologie 43 (Studien zur Musikarchäologie XII = Konferenzband des Panels „Music Beyond Cultural Borders“ vom 33. Deutschen Orientalistentag in Jena 2017). Rahden/Westf.

Neubauer, Eckhard (2012-14): Die urbane Kunstmusik im Islam. Eine historische Übersicht. In Zeitschrift für Geschichte der arabisch-islamischen Wissenschaften 20/21, S. 303–398.

Neubauer, Eckhard (1999/2000): Glimpses of Arab Music in Ottoman Times from Syrian and Egyptian sources. In Zeitschrift für Geschichte der arabisch-islamischen Wissenschaften 13, S. 317–365.

Neubauer, Eckhard (1997): Zur Bedeutung der Begriffe Komponist und Komposition in der Musikgeschichte der islamischen Welt. In Zeitschrift für Geschichte der arabisch-islamischen Wissenschaften 11, S. 307–363.

Nielson, Lisa (2021): Music and Musicians in the Medieval Islamicate World. A Social History. London.

Reynolds, Dwight (2021): Medieval Arab Music and Musicians. Three Translated Texts. Leiden.

Link

Projekt der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu einstimmiger Musik des lateinischen Mittelalters: Corpus monodicum

tmah026 Die Welt nachschlagen

Im 13. Jh. verfasst al-Qazwini eine Enzyklopädie über die irdischen und himmlischen Sphären, die reich bebildert ist. Dieses Nachschlagewerk erfreut sich nicht nur zu seinen Lebzeiten großer Beliebtheit, sondern wird über viele Jahrhunderte hinweg kopiert und übersetzt.
An welche Tradition schloss al-Qazwini an und was machte sein Werk so besonders? Einblicke in die Welt der sogenannten Kosmographie gibt uns Prof. Dr. Syrinx von Hees, die Professorin für Arabische Literatur und Rhetorik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster ist.

Ab min. 00:57:36 sprechen wir über das älteste Manuskript von al-Qazwinis Werk an der Bayerischen Staatsbibliothek in München, das hier voll verfügbar ist.

Ab min. 01:00:25 sprechen wir über Darstellungen von Sternbildern bei al-Qazwini: hier im Münchener Manuskript und hier in einem anderen Werk, das in tmah021 erwähnt wurde (dort ab min. ab 00:28:40).

Literaturtipps:

Berlekamp, Persis (2011): Wonder, Image, and Cosmos in Medieval Islam. New Haven.

Hees, Syrinx von (2002): Enzyklopädie als Spiegel des Weltbildes. Qazwīnīs Wunder der Schöpfung – eine Naturkunde des 13. Jahrhunderts. Wiesbaden.

tmah025 Koran to go

Ab dem 14. Jh. tauchen vermehrt kleine und teils winzige Korane in der islamischen Welt auf. Obwohl Hunderte dieser Miniaturhandschriften in Archiven weltweit liegen und diese Korane noch heute Teil des muslimischen Alltags sind, schweigen sich die historischen Quellen zu ihrer Funktion und Verwendung aus.
Um uns ein Bild von den sogenannte Miniaturkoranen zu machen, begeben wir uns auf Spurensuche: Neben den wenigen Erwähnungen in Quellen schauen wir uns vor allem die verschiedenen Formen und ihre Verbreitung an, um mögliche Funktionen zu rekonstruieren.
Dafür spreche ich mit Dr. Cornelius Berthold, der ein Projekt zu Klein- und Rollenkoranen am Sonderforschungsbereich Manuskriptkulturen in Asien, Afrika und Europa der Universität Hamburg durchgeführt hat und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Orientalistik der Universität Jena ist.
(Der Exzellenzcluster „Understanding Written Artefacts“ knüpft an die Forschung des Sonderforschungsbereichs Manuskriptkulturen an.)

Ab min. 00:56:16 sprechen wir über diese Amulettbehälter
Ab min. 01:01:54 sprechen wir über dieses Foto einer Angehörigen der Kadscharischen Herrscherfamilie (19./20.Jh.)

Literaturtipps:

Berthold, Cornelius und Claudia Colini (2016): ‘The Excellence of Such a Noble and Wise …’. A Praise From the 16th Century. In Beyer, Wiebke und Lu, Zhenzhen (Hgs.): Manuscript of the Month, 2016.10, Hamburg 2016.

Coffey, Heather (2010): Between Amulet and Devotion. Islamic Miniature Books in the Lilly Library. In: Gruber, Christiane (Hg.): The Islamic Manuscript Tradition. Ten Centuries of Book Arts in Indiana University Collections, Bloomington (IN), S. 78–115.

Nünlist, Tobias (2017): Rollen der Andacht aus dem Umfeld von Derwischorden. Sieben Beispiele des 17. Jahrhunderts aus dem westlichen Osmanischen Reich. In Ritter, Markus, Sturkenboom, Ilse und Valdéz Fernández, Fernando (Hgs.): Beiträge zur Islamischen Kunst und Archäologie. Bd. 5. Wiesbaden, S. 116–148.

Venzlaff, Helga (1985): Der islamische Rosenkranz. Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes, Bd. 47, Nr. 2, Stuttgart.

Verkinderen, Peter und Peralta, José Haro (2016): „Find for me!“ Buidling a Context-Based Search Tool Using Python. In: Muhanna, Elias (Hg.): Digital Humanities and Islamic and Middle East Studies. An Introduction. Berlin/Boston, S. 199-231

Jedli für Windows


tmah021 Gebundene Schönheit

Ab dem 15. Jh. taucht im persischsprachigen Raum ein neues Buchformat auf: Alben, in denen Herrscher Kalligrafie und Malerei zu Juwelen in ihren Sammlungen komponieren lassen. Zum Entzücken gedacht, verbreiten sich Alben von Indien bis nach Istanbul und geben wertvolle Einblicke in Vorstellungen von Ästhetik sowie das Kunsthandwerk in der islamischen Welt.  An welche Tradition schließen Alben an? Wie wurden sie hergestellt und gestaltet? Was passierte mit Alben in den Händen von Sammlern und Museen außerhalb der islamischen Welt?
Einblicke in diese prachtvolle Welt gibt uns Dr. Friederike Weis, die am Berliner Museum für Asiatische Kunst ein DFG-Projekt zu indischen Alben leitet (in Kooperation mit dem Museum für Islamische Kunst; „Indische Alben der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zwischen Tradition und Dokumentation: Die Polier- und Swinton-Alben in den Staatlichen Museen zu Berlin“; Projektseite Museum; Projektseite DFG).

Wir besprechen viele Bilder und Sammlungen, hier die Links dazu mit Minutenangabe:

ab 00:18:53 Zeichnung für eine Bogentasche (Iran, 14./15. Jahrhundert, Diez Album A)
ab 00:22:10 Drachenkämpfer mit Zuschreibung an Muhammad Khayyam (vermutlich Herat, erste Hälfte 15. Jh., Diez Album A)
ab 00:24:50 www.orient-digital.de (illustrierte Handschriften und Alben der Staatsbibliothek zu Berlin, Orientabteilung)
ab 00:26:10 Anthologie von Iskandar Sultan (reg. 1409-1414) (Shiraz, datiert 1410-11, British Library)
ab 00:28:40 darin Sternkonstellationen im Astrologie-Traktat, hier der Kleine und der Große Wagen (auf Arabisch: Kleiner und Großer Bär)
ab 00:34:50 Rahmen mit Adaptationen nach Dürer-Stichen (Mogul-Indien, Anfang 17. Jahrhundert, Jahangir-Album)
ab 01:13:45 Signatur des Künstlers Junayd Naqqash Sultani in der Illustration von Humay nach ihrer Hochzeit (linkes Fenster) aus den Mathnavis von Khvaju Kirmani (Bagdad, datiert 1396)
ab 01:17:30 Schlachtszene mit Zuschreibung an Ahmad Musa (Iran, 14. Jahrhundert, Diez Album A)
ab 01:26:50 Zebra von Mansur mit Inschrift von Jahangir (reg. 1605-27) (Mogul-Indien, datiert 1621, Minto-Album)
ab 01:30:35 Der Hof von Kayumars aus dem Shahnama-yi Shahi für Shah Tahmasp (Tabriz, ca. 1524-25), Sultan Muhammad zugeschrieben

Lesetipps:

Gladiß, Almut von (2010): Albumblätter. Miniaturen aus den Sammlungen indo-islamischer Herrscherhöfe. München.

Gonnella, Julia, Weis, Friederike, Rauch, Christoph (Hgs.) (2016): The Diez Albums. Contexts and Contents. Leiden.

Guy, John und Britschgi, Jorrit (2001): Wonder of the Age. Master Painters of India 1100-1900. New Haven. (hier u.a. S. 66 als Beispiel von Motivadaptationen)

Natif, Mika (2018): Mughal Occidentalism. Artistic Encounters Between Europe and Asia at the Courts of India 1580-1630. Leiden. (hier u.a. S. 86 als Beispiel von Motivadaptationen)

Roxburgh, David (2005): The Persian Album 1400-1600: From Dispersal to Collection. New Haven/London. (hier in Kap. 3 Bilder aus dem timuridischen Werkstattalbum; Kap. 5 zu safavidischen Alben)

Thackston, Wheeler M. (Hg.) (2001): Album Prefaces and Other Documents on the History of Calligraphers and Painters. Leiden.

Weis, Friederike (2018): Autonome Bilder? Persische Zeichnungen mit figürlichen Motiven aus dem 15. Jahrhundert. In: Bohde, Daniela und Nova, Alessandro (Hgs.): Jenseits des Disegno: Die Entstehung selbständiger Zeichnungen in Deutschland und Italien im 15. und 16. Jahrhundert. Petersberg, S. 270-293.

Wright, Elaine (Hg.) (2008): Muraqqaʿ. Imperial Mughal Albums from the Chester Beatty Library Dublin. Alexandria, Virginia.