Schlagwort-Archive: Europa

tmah031 Ein Osmane in London

Unter den Besuchern der ersten Weltausstellung in London 1851 war ein osmanischer Reisender. Dieser veröffentlichte seine Eindrücke anonym im London-Reisebericht und lässt uns daran teilhaben, wie er London, seine Bewohner und auch sich selbst sah.
Einblicke in dieses Zeugnis von Selbst- und Fremdbildern gibt uns Dr. Veruschka Wagner, die Postdoktorandin in der Abteilung für Islamwissenschaft und Nahostsprachen des Instituts für Orient- und Asienwissenschaften der Universität Bonn ist und im DFG-Schwerpunktprogramm Transottomanica zur Mobilität von Sklaven in Istanbul im 17. Jh. forscht.

Lesetipps:

Amtlicher Bericht über die Industrie-Ausstellung aller Völker zu London im Jahre 1851. Herausgegeben von der Berichtserstattungskommission der Deutschen Zollvereins-Regierungen, Bd. 1–3, Berlin 1852.

Anonym (1852): Seyāhatnāme-i Londra [London-Reisebericht]. Istanbul. Link zur Publikation der Cerīde-i Havādis an der Bayerischen Staatsbibliothek.

Official Descriptive and Illustrative Catalogue of the Great Exhibition of the Works of Industry of All Nations. 4 Bd., London 1851. Link dazu in der HathiTrust Digital Library.

Mete-Yuva, Gül (2015): Voyages dans la modernité. Deux Ottomans à Paris et à Londres au XIX siècle, Paris. [Französische Übersetzung der Reiseberichte].

Rauf, Mehmed (1851): Seyāhatnāme-i Avrupa [Europa-Reisebericht]. Istanbul.

Salaheddin, Bey (1867): La Turquie à l’Exposition Universelle de 1867. Paris.

Scherer, Hermann (1851): Londoner Briefe über die Weltausstellung. Leipzig.

Wagner, Veruschka (2016). Imagologie der Fremde. Das Londonbild eines osmanischen Reisenden Mitte des 19. Jahrhunderts. Göttingen.

tmah029 Imperium ohne Geltungsdrang

Die Familie Rallis baute aus dem Osmanischen Reich heraus ein internationales, reiches und langlebiges Handelshaus auf, das allerdings kaum bekannt ist. Wir schauen uns die Rallis als Teil der Globalisierungsgeschichte des 19. Jh. an und fragen, was diese Familie besonders macht, wie sie mit den Herausforderungen der Globalisierung umging und warum sie kaum Spuren ihres Imperiums hinterließ.
Einblicke in die Welt der Rallis gibt uns Dr. Anna Vlachopoulou, die Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für die Geschichte Osteuropas und Südosteuropas an der Ludwig-Maximilians-Universität in München ist und ihm Rahmen des DFG-Forschungsverbundes Transottomanica zu den Rallis forscht.

Literaturtipps:

Bayly, Christopher (2006): Die Geburt der modernen Welt. Eine Globalgeschichte 1780-1914. Frankfurt, New York.

Beckert, Sven (2015): King Cotton. Eine Geschichte des globalen Kapitalismus. München.

Blumi, Isa (2013): Ottoman Refugees, 1878-1939. Migration in a Post-Imperial World. London.

Calic, Marie-Janine (2016) : Südosteuropa. Weltgeschichte einer Region. München.

Chapman, Stanley (1992): Merchant Enterprise in Britain. From the Industrial Revolution to World War I. Cambridge.

Conrad, Sebastian (2013): Globalgeschichte. Eine Einführung. München.

Curtin, Philip (1984): Cross-Cultural Trade in World History. Cambridge, New York.

Davidova, Evguenia (2013): Transitions to Modernity and Nation-States. Through the Eyes of Three Generations of Merchants (1780s-1890s). Leiden, Boston.

Figes, Orlando (2010): Crimea. The Last Crusade. London.

Harlaftis, Gelina (1996): A History of Greek-Owned Shipping. The Making of an International Tramp Fleet, 1830 to the Present Day. London, New York.

Herlihy, Patricia (1986): Odessa. A History, 1794-1914. Cambridge.

Kardasis, Vasilis (2001): Diaspora Merchants in the Black Sea. The Greeks in Southern Russia, 1775-1861. Lanham.

King, Charles (2011): Odessa: Genius and Death in a City of Dreams. New York.

Osterhammel, Jürgen (2009): Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts. München.

Trivellato, Francesca (2009): The Familiarity of Strangers: The Sephardic Diaspora, Livorno, and Cross-Cultural Trade in the Early Modern Period, New Haven.

Zelepos, Ioannis (2012): Orthodoxe Eiferer im osmanischen Südosteuropa. Die Kollyvadebewegung (1750-1820) und ihr Beitrag zu den Auseinandersetzungen um Tradition, Aufklärung und Identität. Wiesbaden.

tmah028 Von den Griechen lernen

Im 9. Jh. werden zahlreiche Werke ins Arabische übersetzt, darunter griechische Philosophen. Der Gelehrte al-Kindī treibt solche Übersetzungen nicht nur voran, sondern versucht die griechischen Quellen u.a. für die islamische Theologie fruchtbar zu machen.
Al-Kindīs Leben, Werk und Erbe beleuchtet für uns Prof. Dr. Peter Adamson, der den Lehrstuhl für spätantike und arabische Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München leitet. Peter Adamson macht außerdem den Podcast History of Philosophy without any gaps und hat auch eine Folge über al-Kindī.

Literaturtipps:

Adamson, Peter (2014): Studies on Plotinus and al-Kindī. Aldershot.

Adamson, Peter und Pormann, Peter E. (Übers.) (2012): The Philosophical Works of al-Kindī. Karatschi.

Adamson, Peter (2007): Al-Kindī. New York.

Adamson, Peter (2003): Al-Kindī and the Mu’tazila. Divine Attributes, Creation and Freedom. In Arabic Sciences and Philosophy 13, S. 45-77.

D’Ancona, Cristina (1999): Aristotelian and Neoplatonic Elements in Kindi’s Doctrine of Knowledge. In  American Catholic Philosophical Quarterly 73/1, S. 9-35.

Davidson, Herbert A (1969): John Philoponus as a Source of Medieval Islamic and Jewish Proofs of Creation. In Journal of the American Oriental Society 89, S. 357-91.

Endreß, Gerhard (1997): The Circle of al-Kindī. In: Endreß, Gerhard und Kruk, Remke (Hgs.): The Ancient Tradtion in Christian and Islamic Hellenism. Leiden, S. 43-76.

Gutas, Dimitri (2004): Geometry and the Rebirth of Philosophy in Arabic with al-Kindi. In Arnzen, Rüdiger und  Thielmann, Jan (Hgs.): Words, Texts and Concepts Cruising the Mediterranean Sea. Studies on the Sources, Contents and Influences of Islamic Civilization and Arabic Philosophy and Science. Löwen, S. 195-209.

Ivry, Alfred L.(1974): Al-Kindi’s Metaphysics. Albany.

tmah024 Aufklärung transregional

Die Ideen der Aufklärung zirkulierten über viele Grenzen hinweg, auch in der islamischen Welt. Am Beispiel des iranischen Intellektuellen Mirza Agha Khan Kermani (19. Jh.) schauen wir uns an, was diskutiert wurde und wer an diesem transregionalen Diskurs teilnahm.
Einblicke in den Aufklärungsdiskurs und die Welt von Kermani gibt uns Dr. Roman Seidel, der Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Islamwissenschaft an der Freien Universität Berlin ist.

Lesetipps:

Kermānī, Mīrzā Āqā Khān (2017): Inschallah, Maschallah [So Gott will, es ist Gott
gewollt]. Übersetzt von Mahdi Rezaei-Tazik und Michael Mäder. In: von Kügelgen, Anke (Hg.): Wissenschaft, Philosophie und Religion. Religionskritische Positionen, S. 208-228.

Pistor-Hatam, Anja (1999): Nachrichtenblatt, Informationsbörse und
Diskussionsforum: Aḫtar-e Estānbūl (1876-1896). Anstöße zur frühen
persischen Moderne. Münster.

Seidel, Roman (2019): The Reception of European Philosophy in Qajar Iran. In:
Pourjavady, Reza (Hg.): Philosophy in Qajar Iran. Leiden, S. 313–371.

Seidel, Roman (2017): Philosophie im Iran im 19./20. Jahrhundert. In: Paul, Ludwig (Hg.): Handbuch der Iranistik . Bd. 2. Wiesbaden, S. 484-493.

Seidel, Roman (2016): Nahöstliche Philosophie transregional. Eine
ideengeschichtlich informierte Komparatistik. In Moser, Kata und Seidel, Roman (Hsg.): SGMOIK-Bulletin „Philosophie“, Frühjahr, S. 15-20.

Seidel, Roman (2016): Early Translations of Modern European Philosophy. On the
Significance of an under-researched Phenomenon for the Study of Modern
Iranian Intellectual History. In Ansari, Ali (Hg.): Iran’s Constitutional
Revolution and Narratives of the Enlightenment. London, S. 200-222.

tmah021 Gebundene Schönheit

Ab dem 15. Jh. taucht im persischsprachigen Raum ein neues Buchformat auf: Alben, in denen Herrscher Kalligrafie und Malerei zu Juwelen in ihren Sammlungen komponieren lassen. Zum Entzücken gedacht, verbreiten sich Alben von Indien bis nach Istanbul und geben wertvolle Einblicke in Vorstellungen von Ästhetik sowie das Kunsthandwerk in der islamischen Welt.  An welche Tradition schließen Alben an? Wie wurden sie hergestellt und gestaltet? Was passierte mit Alben in den Händen von Sammlern und Museen außerhalb der islamischen Welt?
Einblicke in diese prachtvolle Welt gibt uns Dr. Friederike Weis, die am Berliner Museum für Asiatische Kunst ein DFG-Projekt zu indischen Alben leitet (in Kooperation mit dem Museum für Islamische Kunst; „Indische Alben der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zwischen Tradition und Dokumentation: Die Polier- und Swinton-Alben in den Staatlichen Museen zu Berlin“; Projektseite Museum; Projektseite DFG).

Wir besprechen viele Bilder und Sammlungen, hier die Links dazu mit Minutenangabe:

ab 00:18:53 Zeichnung für eine Bogentasche (Iran, 14./15. Jahrhundert, Diez Album A)
ab 00:22:10 Drachenkämpfer mit Zuschreibung an Muhammad Khayyam (vermutlich Herat, erste Hälfte 15. Jh., Diez Album A)
ab 00:24:50 www.orient-digital.de (illustrierte Handschriften und Alben der Staatsbibliothek zu Berlin, Orientabteilung)
ab 00:26:10 Anthologie von Iskandar Sultan (reg. 1409-1414) (Shiraz, datiert 1410-11, British Library)
ab 00:28:40 darin Sternkonstellationen im Astrologie-Traktat, hier der Kleine und der Große Wagen (auf Arabisch: Kleiner und Großer Bär)
ab 00:34:50 Rahmen mit Adaptationen nach Dürer-Stichen (Mogul-Indien, Anfang 17. Jahrhundert, Jahangir-Album)
ab 01:13:45 Signatur des Künstlers Junayd Naqqash Sultani in der Illustration von Humay nach ihrer Hochzeit (linkes Fenster) aus den Mathnavis von Khvaju Kirmani (Bagdad, datiert 1396)
ab 01:17:30 Schlachtszene mit Zuschreibung an Ahmad Musa (Iran, 14. Jahrhundert, Diez Album A)
ab 01:26:50 Zebra von Mansur mit Inschrift von Jahangir (reg. 1605-27) (Mogul-Indien, datiert 1621, Minto-Album)
ab 01:30:35 Der Hof von Kayumars aus dem Shahnama-yi Shahi für Shah Tahmasp (Tabriz, ca. 1524-25), Sultan Muhammad zugeschrieben

Lesetipps:

Gladiß, Almut von (2010): Albumblätter. Miniaturen aus den Sammlungen indo-islamischer Herrscherhöfe. München.

Gonnella, Julia, Weis, Friederike, Rauch, Christoph (Hgs.) (2016): The Diez Albums. Contexts and Contents. Leiden.

Guy, John und Britschgi, Jorrit (2001): Wonder of the Age. Master Painters of India 1100-1900. New Haven. (hier u.a. S. 66 als Beispiel von Motivadaptationen)

Natif, Mika (2018): Mughal Occidentalism. Artistic Encounters Between Europe and Asia at the Courts of India 1580-1630. Leiden. (hier u.a. S. 86 als Beispiel von Motivadaptationen)

Roxburgh, David (2005): The Persian Album 1400-1600: From Dispersal to Collection. New Haven/London. (hier in Kap. 3 Bilder aus dem timuridischen Werkstattalbum; Kap. 5 zu safavidischen Alben)

Thackston, Wheeler M. (Hg.) (2001): Album Prefaces and Other Documents on the History of Calligraphers and Painters. Leiden.

Weis, Friederike (2018): Autonome Bilder? Persische Zeichnungen mit figürlichen Motiven aus dem 15. Jahrhundert. In: Bohde, Daniela und Nova, Alessandro (Hgs.): Jenseits des Disegno: Die Entstehung selbständiger Zeichnungen in Deutschland und Italien im 15. und 16. Jahrhundert. Petersberg, S. 270-293.

Wright, Elaine (Hg.) (2008): Muraqqaʿ. Imperial Mughal Albums from the Chester Beatty Library Dublin. Alexandria, Virginia.

tmah018 Multaka: Treffpunkt Museum

Im Projekt „Multaka: Treffpunkt Museum“ bilden vier Berliner Museen syrische und irakische Geflüchtete zu Guides fort, damit diese Führungen für andere Geflüchtete und Newcomer anbieten. Kostenlos und niedrigschwellig schaffen diese Führungen Raum, um sich über Migration, geteiltes Erbe und parallele Geschichte auszutauschen. Ursprünglich auf Arabisch angelegt, gibt es mittlerweile auch deutsche und englische Führungen und überhaupt erfreut sich das vom Museum für Islamische Kunst initiierte Projekt großer Beliebtheit.
Wie das Projekt begann, expandiert und bei den Guides und dem Publikum ankommt, erzählt uns die Ko-Koordinatorin von Multaka, Salma Jreige.

Links:

Multaka: Informationen zum Projekt und Führungen & Workshops

Mit seinem Netzwerk hat das Syrian Heritage Archive Project beim Aufbau von Multaka geholfen. Das Projekt dokumentiert das syrische Kulturebe.

An Multaka teilnehmende Museen:
Museum für Islamische Kunst
Vorderasiatisches Museum
Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst
Deutsches Historisches Museum

tmah015 Museum für Islamische Kunst

Seit über 100 Jahren stellt das Museum für Islamische Kunst in Berlin Architektur, Keramik, Buchmalerei und vieles mehr aus der islamischen Welt aus. Welche Idee hinter der Gründung des Museums steckte und in welcher gesellschaftlichen Rolle es sich heute sieht, erklärt uns der Direktor, Prof. Dr. Stefan Weber.