Im 13. Jh. gehörten Syrien und Ägypten zu den belesensten Gesellschaften weltweit. Bücher (vor-)lesen, schreiben und verbreiten waren ganz wichtige Bestandteile des Alltags für Herrscher, Schüler, Gelehrte und auch Abd al-Karim, den Bäcker. Wie wir uns Autoren, Lesepraktiken, Bibliotheken und Wissenstransfer in diesen Gebieten zwischen dem 11. und 16. Jh. vorstellen können, erklärt uns Prof. Dr. Konrad Hirschler vom Institut für Islamwissenschaft der Freien Universität Berlin.
Lesetipps:
Hirschler, Konrad (2016):Medieval Damascus: Plurality and Diversity in an Arabic Library. The Ashrafīya Library Catalogue. Edinburgh.
Hirschler, Konrad (2012): The Written Word in the Medieval Arabic Lands: A Social and Cultural History of Reading Practices. Edinburgh.
Hirschler, Konrad (2006): Medieval Arabic Historiography: Authors as Actors. London.
Die Mongolen sind da: Im Laufe des 13. Jahrhunderts eroberten sie abbasidische Gebiete und gründeten das Reich der Ilkhaniden (= Ilkhane), das sich über den heutigen Irak, Iran und Großteile von Pakistan, Afghanistan und Turkmenistan erstreckte. Obwohl sie nur relativ kurz herrschten (ca. 100 Jahre), brachten sie viele Veränderungen mit sich wie etwa Reis, neue un-islamische Steuern, ein sehr schnelles Transportwesen und „Bilderbücher“. Wie wir uns diesen wichtigen Geschichtsabschnitt vorstellen können, schildert uns Prof. Dr. Birgitt Hoffmann am Lehrstuhl für Iranistik der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg.
Kurz vor dem Ende der Abbasidenherrschaft (1258 n. Chr.) blicken wir in den Westen des Reiches, nach Ägypten und Syrien. Hier kommen 1250 n. Chr. die Mamluken (Militärsklaven) an die Macht und behaupten ihr Gebiet bis 1517 n. Chr. gegen die Mongolen, die Osmanen und die Europäer. Wie sich ihre Herrschaft von den vorhergehenden unterschied, warum es Sklavenmarktratgeber gab und mit wem man Pferdebücher sammeln und tauschen konnte, das schildert uns Prof. Dr. Albrecht Fuess, Leiter der Islamwissenschaft an der Philipps-Universität in Marburg.
Dynamische Karte der islamischen Dynastien (bis 1453), hier ab den Mamluken (hell rot):
In der fünften Folge geht es um „die“ islamische Kultur – was genau damit gemeint ist, warum der Begriff schwierig ist und wie man sich ihr doch nähern kann. Zugänge und Perspektiven auf diese Kultur bietet Prof. Dr. Thomas Bauer, der Leiter des Instituts für Arabistik und Islamwissenschaft an der WWU Münster und Autor des Buches „Kultur der Ambiguität. Eine andere Geschichte des Islams“.
Lesetipp:
Bauer, Thomas (2011): Die Kultur der Ambiguität. Eine andere Geschichte des Islams. Berlin.
Wir steigen wieder in den historischen Überblick ein und es geht weiter mit der Dynastie der Abbasiden (750-1258 n. Chr.). Ihre Herrschaft unterschied sich in vielen Bereichen von der Frühzeit und wie genau wir uns die Ereignisse, das Hofleben, die Gesellschaft und Wirtschaft vorstellen können, erklärt uns Prof. Dr. Axel Havemann von der FU Berlin.
Dynamische Karte der islamischen Dynastien (bis 1453), hier ab der größten Ausweitung der Abbasiden(schwarz):
Der Koran wird uns noch in vielen Folgen begegnen, weswegen es gleich in der dritten Folge um diesen Text, sein Entstehungsumfeld, seine Form und Funktionen geht. Wie praktisch, dass es genau dazu ein Projekt der Berlin Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften gibt: die Arbeitsstelle Corpus Coranicum. Hier bin ich zu Gast beim Leiter, Michael Marx, der uns Einblicke in das Projekt und den Koran als Text der Spätantike gibt: Was genau macht das Projekt? Was zeigen uns die ältesten Handschriften? Welche anderen Texte braucht man, um den Koran besser zu verstehen? Wie unterscheidet er sich von der Bibel? Wie wurde er überliefert, übersetzt und und und…
Von Michael Marx: “Der Korantext als Herausforderung”, in: G. Dane/J. Jungmayr/M. Schotte (Hrsg.), Wege zur Weltliteratur. Komparatistische Perspektiven der Editionswissenschaft. (Berliner Beiträge zur Editionswissenschaft 15), Berlin 2015, S. 253–278. und
M. Marx, “Europa, Islam und Koran: Zu einigen Elementen der gegenwärtigen gesellschaftlichen Debatte”, K. Spenlen (Hg.), Gehört der Islam zu Deutschland, Fakten und Analysen zu einem Meinungsstreit, Düsseldorf 2013, S. 61–98.
In der zweiten Folge spreche ich mit Prof. Dr. Jens Scheiner von der Georg-August-Universität in Göttingen über die Zeit nach Muhammads Tod (632 bis ca. 750 n. Chr.): Wie ging es mit der Gemeinde weiter? Wer herrschte und wie? Wie kam es zu der „Trennung“ zwischen Sunniten und Schiiten? Wie sollte man diese Zeit nennen und warum?
Dynamische Karte der islamischen Dynastien (bis 1453), hier ab der größten Ausweitung der Umayyaden (rot):
Literaturtipps:
Berger, Lutz (2016): Die Entstehung des Islam. Die ersten hundert Jahre. Von Mohammed bis zum Weltreich der Kalifen. München.
Gemeinhardt, Peter u. Günther, Sebastian (2013) (Hgs.): Von Rom nach Bagdad. Bildung und Religion von der römischen Kaiserzeit bis zum klassischen Islam. Heidelberg.
Georges, Tobias, Scheiner, Jens u. Tanaseanu-Döbler, Ilinca (2015) (Hrsg.): Bedeutende Lehrerfiguren. Von Platon bis Hasan al-Banna. Heidelberg.
Rotter, Gernot (1982): Die Umayyaden und der Zweite Bürgerkrieg (680 – 692). Wiesbaden.
Scheiner, Jens (2017): Monarchische Aspekte frühislamischer Herrschaft. In: Rebenich, Stefan (Hg.): Monarchische Herrschaft im Altertum. Berlin, S. 565–603.
In der ersten Folge spreche ich mit Prof. Dr. Gudrun Krämer von der FU Berlin über (den Propheten) Muhammad (gestorben 632): In welcher Welt er lebte, wie es zur Verkündung des Islam kam und welche Entwicklungen darauf folgten. Dabei geht es nicht nur um die Ereignisse, sondern auch darum, woher wir das eigentlich wissen und wie wir damit umgehen können.
PS: Ein Infohappen im Nachgang: Der Auszug Muhammads (arabisch „hidschra“) aus Mekka nach Medina im Jahre 622 markiert den Beginn der islamischen Zeitrechnung. Diese baut zudem auf dem Mondkalender auf, sodass wir heute das Jahr 1437 A.H. (anno hegirae) schreiben.