Schlagwort-Archive: Zentralasien

tmah023 Lehren und Lernen (8.-15. Jh.)

Wissen und Wissenschaft spielten eine wichtige Rolle in der islamischen Geschichte. Daher schauen wir uns an, was gelehrt wurde, wo und wie sich Autoren gute Lehre vorstellten.
Einblicke in die Institutionen und Praktiken von Bildung gibt uns Prof. Dr. Sebastian Günther, der Direktor des Seminars für Arabistik und Islamwissenschaft an der Georg-August-Universität Göttingen ist.

(Thematisch ergänzt sich die Folge wunderbar mit tmah008 Buchkultur und Wissensvermittlung)

Literaturtipps:

Biesterfeldt, Hinrich (2003): Hellenistische Wissenschaften und Arabisch-Islamische Kultur. In Dummer, Jürgen und Vielberg Meinolf (Hrsg.): Leitbild Wissenschaft? Stuttgart, S. 9–37.

Günther, Sebastian (2018): „Nur Wissen, das durch Lehre lebendig wird, sichert den Eingang ins Paradies.“ Die Madrasa als höhere Bildungseinrichtung im mittelalterlichen Islam. In:  Gemeinhardt, Peter et al. (Hrsg.): Das Paradies ist ein Hörsaal für die Seelen. Religiöse Bildung in historischer Perspektive. Tübingen, S. 237-270.

Günther, Sebastian (2017): „Eine Erkenntnis, durch die keine Gewissheit entsteht, ist keine sichere Erkenntnis.“ Arabische Schriften zur klassischen islamischen Pädagogik. In: Sarıkaya, Yaşar und Bäumer, Franz-Josef (Hrsg.): Aufbruch zu neuen Ufern. Aufgaben, Problemlagen und Profile einer Islamischen Religionspädagogik im europäischen Kontext. Münster, S. 69-92.

Günther, Sebastian (2016): Bildung und Ethik im Islam. In: Bunner, Rainer (Hg.): Islam. Einheit und Vielfalt einer Weltreligion. Stuttgart, S. 210-236.

Hirschler, Konrad (2012): The Written Word in the Medieval Arabic Lands. A Social and Cultural History of Reading Practices. Edinburgh.

Young, M.J.L. et al. (Hrsg.) (2014): Religion, Learning and Science in the ʿAbbasid Period. Cambridge.

Links:
Vortrag von Sebastian Günther auf Youtube: „Die Madrasa als Bildungseinrichtung im mittelalterlichen Islam
Artikel von Sebastian Günther zu Ibn Tufayls Geschichte über Hayy, der auf einer einsamen Insel aufwächst und zu Gott findet: Ibn Tufayl on Learning and Spirituality without Prophets and Scriptures. A Glimpse of the Mystery of Mysteries

tmah022 Khondamir schreibt Geschichte…um

Die Weltchronik von Khondamir (15./16. Jh.) lässt uns tief in die Dynamik der Geschichtsschreibung blicken: Welche Rolle spielten Chroniken für Herrscher in der islamischen Welt? Wessen Geschichten erzählen sie uns mit welcher Absicht? Und was macht ein Historiker mit seinem Text, wenn er von einem schiitischen zu einem sunnitischen „Arbeitgeber“ wechselt?
Einblicke in die Welt der Geschichtsschreibung allgemein und Khondamirs Chronik speziell gibt uns Dr. Philip Bockholt, der Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Orientalischen Institut der Universität Leipzig ist.

Lesetipps:

Conermann, Stephan (2002): Historiographie als Sinnstiftung. Indo-persische Geschichtsschreibung während der Mogulzeit (932-1118/1526-1707). Wiesbaden.

Conermann, Stephan (2002) (Hg.): Die muslimische Sicht (13. bis 18. Jahrhundert). Frankfurt am Main.

Dale, Stephen (2004): The Garden of the Eight Paradises: Bābur and the Culture of Empire in Central Asia, Afghanistan and India (1483–1530). Leiden.

Melville, Charles (2012) (Hg.): Persian Historiography. London.

Quinn, Sholeh (2000): Historical Writing During the Reign of Shah ʿAbbas. Ideology, Imitation, and Legitimacy in Safavid Chronicles. Salt Lake City.

Shoshan, Boaz (2004): Poetics of Islamic Historiography: Deconstructing Ṭabarīʼs History. Leiden.

Spiegel, Gabrielle (1997): History, Historicism, and the Social Logic of the Text. In: dies.: The Past as Text. The Theory and Practice of Medieval Historiography. Baltimore/MD u. London, 3–28 (Nachdruck aus: Speculum 65 (1990), S. 59–86).

Szuppe, Maria (1992): Entre Timourides, Uzbeks et Safavides. Questions d’histoire politique et sociale de Hérat dans la première moitié du XVIe siècle. Paris.

Trausch, Tilmann (2015): Formen höfischer Historiographie im 16. Jahrhundert. Geschichtsschreibung unter den frühen Safaviden: 1501–1578. Wien.

White, Hayden (1991): Metahistory. Die historische Einbildungskraft im 19. Jahrhundert in Europa. Frankfurt am Main.

tmah021 Gebundene Schönheit

Ab dem 15. Jh. taucht im persischsprachigen Raum ein neues Buchformat auf: Alben, in denen Herrscher Kalligrafie und Malerei zu Juwelen in ihren Sammlungen komponieren lassen. Zum Entzücken gedacht, verbreiten sich Alben von Indien bis nach Istanbul und geben wertvolle Einblicke in Vorstellungen von Ästhetik sowie das Kunsthandwerk in der islamischen Welt.  An welche Tradition schließen Alben an? Wie wurden sie hergestellt und gestaltet? Was passierte mit Alben in den Händen von Sammlern und Museen außerhalb der islamischen Welt?
Einblicke in diese prachtvolle Welt gibt uns Dr. Friederike Weis, die am Berliner Museum für Asiatische Kunst ein DFG-Projekt zu indischen Alben leitet (in Kooperation mit dem Museum für Islamische Kunst; „Indische Alben der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zwischen Tradition und Dokumentation: Die Polier- und Swinton-Alben in den Staatlichen Museen zu Berlin“; Projektseite Museum; Projektseite DFG).

Wir besprechen viele Bilder und Sammlungen, hier die Links dazu mit Minutenangabe:

ab 00:18:53 Zeichnung für eine Bogentasche (Iran, 14./15. Jahrhundert, Diez Album A)
ab 00:22:10 Drachenkämpfer mit Zuschreibung an Muhammad Khayyam (vermutlich Herat, erste Hälfte 15. Jh., Diez Album A)
ab 00:24:50 www.orient-digital.de (illustrierte Handschriften und Alben der Staatsbibliothek zu Berlin, Orientabteilung)
ab 00:26:10 Anthologie von Iskandar Sultan (reg. 1409-1414) (Shiraz, datiert 1410-11, British Library)
ab 00:28:40 darin Sternkonstellationen im Astrologie-Traktat, hier der Kleine und der Große Wagen (auf Arabisch: Kleiner und Großer Bär)
ab 00:34:50 Rahmen mit Adaptationen nach Dürer-Stichen (Mogul-Indien, Anfang 17. Jahrhundert, Jahangir-Album)
ab 01:13:45 Signatur des Künstlers Junayd Naqqash Sultani in der Illustration von Humay nach ihrer Hochzeit (linkes Fenster) aus den Mathnavis von Khvaju Kirmani (Bagdad, datiert 1396)
ab 01:17:30 Schlachtszene mit Zuschreibung an Ahmad Musa (Iran, 14. Jahrhundert, Diez Album A)
ab 01:26:50 Zebra von Mansur mit Inschrift von Jahangir (reg. 1605-27) (Mogul-Indien, datiert 1621, Minto-Album)
ab 01:30:35 Der Hof von Kayumars aus dem Shahnama-yi Shahi für Shah Tahmasp (Tabriz, ca. 1524-25), Sultan Muhammad zugeschrieben

Lesetipps:

Gladiß, Almut von (2010): Albumblätter. Miniaturen aus den Sammlungen indo-islamischer Herrscherhöfe. München.

Gonnella, Julia, Weis, Friederike, Rauch, Christoph (Hgs.) (2016): The Diez Albums. Contexts and Contents. Leiden.

Guy, John und Britschgi, Jorrit (2001): Wonder of the Age. Master Painters of India 1100-1900. New Haven. (hier u.a. S. 66 als Beispiel von Motivadaptationen)

Natif, Mika (2018): Mughal Occidentalism. Artistic Encounters Between Europe and Asia at the Courts of India 1580-1630. Leiden. (hier u.a. S. 86 als Beispiel von Motivadaptationen)

Roxburgh, David (2005): The Persian Album 1400-1600: From Dispersal to Collection. New Haven/London. (hier in Kap. 3 Bilder aus dem timuridischen Werkstattalbum; Kap. 5 zu safavidischen Alben)

Thackston, Wheeler M. (Hg.) (2001): Album Prefaces and Other Documents on the History of Calligraphers and Painters. Leiden.

Weis, Friederike (2018): Autonome Bilder? Persische Zeichnungen mit figürlichen Motiven aus dem 15. Jahrhundert. In: Bohde, Daniela und Nova, Alessandro (Hgs.): Jenseits des Disegno: Die Entstehung selbständiger Zeichnungen in Deutschland und Italien im 15. und 16. Jahrhundert. Petersberg, S. 270-293.

Wright, Elaine (Hg.) (2008): Muraqqaʿ. Imperial Mughal Albums from the Chester Beatty Library Dublin. Alexandria, Virginia.

tmah017 Arabische Dichtung

Wir blicken ins 9. Jh.: Im Kontext der beiden Dichter Abu Tammam und Ibn al-Rumi, die den modernen Stil prägten, ergründen wir die Rolle der Arabischen Dichtung am Hof und für die Eliten.
Wie sich arabische Dichtung entwickelte, wer für wen dichtete und warum Abu Tammam und Ibn al-Rumi besonders waren, erklärt uns Prof. Dr. Beatrice Gründler, Leiterin des Seminars für Arabistik an der Freien Universität Berlin.

Lesetipps:

Gründler, Beatrice (2015): The Life and Times of Abū Tammām by Abū Bakr Muḥammad ibn Yaḥyā al-Ṣūlī preceded by al-Ṣūlī’s Epistle to Abū l-Layth Muzāḥim ibn Fātik. New York.

Gründler, Beatrice (2003): Medieval Arabic Praise Poetry: Ibn al-Rūmī and the Patron’s Redemption. London.

Bauer, Thomas (1998): Liebe und Liebesdichtung in der arabischen Welt des 9. und 10. Jahrhunderts. Eine literatur- und mentalitätsgeschichtliche Studie des arabischen Ġazal. Wiesbaden.

Bauer, Thomas (1992): Altarabische Dichtkunst. Eine Untersuchung ihrer Struktur und Entwicklung am Beispiel der Onagerepisode. Teil I: Studie. Teil II: Texte. 2 Bde.

tmah016 Die Qajaren

Wie ging es im Iran unter den Qajaren (1789-1925) weiter? Wie entwickelten sich die Beziehungen zu den Großreichen Russland und Großbritannien und was veränderte die Verfassungsrevolution?
Spannende Einblicke in die Geschichte und Gesellschaft unter den Qajaren bietet uns Prof. Dr. Christoph Werner, Professor für Iranistik am Centrum für Nah- und Mittelost-Studien der Philips-Universität Marburg (nunmehr an der Universität Bamberg).

Link

Datenbank Asnad: Historische Dokumente (Dekrete, Korrespondenz, Verkaufsunterlagen) auf Persisch aus dem Iran und Zentralasien bis ins 20. Jh.

tmah011 Islamisches Recht

Nachdem meine Dissertation nun eingereicht ist, geht es endlich mit höherer Frequenz weiter und wir steigen gleich mit einem sehr komplexen Thema ein, dem Islamischen Recht: Worauf baut es auf und wie hat es sich entwickelt? Was ist die Scharia? Worin unterscheiden sich islamische Rechtsschulen? Welches Verhältnis bestand und besteht nach wie vor zwischen dem Islamischen Recht und politischen Herrschern?
Einblicke und Antworten auf diese Fragen bietet uns Prof. Dr. jur. habil. Hans-Georg Ebert am Orientalischen Institut der Universität Leipzig, mit dem wir zum Ende der Folge auch ins 20. Jh. sowie nach Deutschland heute blicken.

Lesetipps zur Vertiefung:

Ebert, Hans-Georg (2016) (gemeinsam mit Julia Heilen): Islamisches Recht. Ein Lehrbuch. Leipzig.

Ebert, Hans-Georg (2004): Das Erbrecht arabischer Länder. Frankfurt am Main u.a.

Krawietz, Birgit (2002): Hierarchie der Rechtsquellen im tradierten sunnitischen Islam. Berlin.

Rohe, Mathias (2011): Das islamische Recht: Geschichte und Gegenwart. 3. überarbeitete und erweiterte Auflage. München.

Weiteren Lesestoff findet ihr auf der Seite der Gesellschaft für Arabisches und Islamisches Recht e.V.  sowie auf Prof. Eberts Institutsseite.

tmah010 Die Safaviden

Die Safaviden (1501-1722) haben wir bereits als Widersacher der Osmanen kennengelernt und nun schauen wir sie uns genauer an: Nach den Ilkhaniden etablierten sie das nächste Großreich in der Region des heutigen Iran. Waren sie als schiitische Herrscher anders als ihre Vorgänger? Wie wirkte sich ihre Position zwischen den beiden anderen islamischen Großreichen, den Osmanen und Moguln, auf ihre Herrschaft aus? Und wo schlummern in Europa heute noch unerschlossene Quellen zu dieser Dynastie, die im deutschen Forschungsraum wenig Aufmerksamkeit bekommt?
Einblicke und Antworten zu diesen Fragen bietet uns Dr. Tilmann Trausch, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn im Sonderforschungsbereich 1167 „Macht und Herrschaft – Vormoderne Konfigurationen in transkultureller Perspektive“.

Karte der safavidischen Gebiete

Lesetipps zur Vertiefung (v.a. auf Englisch):

Anooshahr, Ali (2015): The Rise of the Safavids According to their Old Veterans: Amini Haraviʼs Futuhat-e Shahi, Iranian Studies 48.2, S. 249-67.

Floor, Willem (2000): The economy of Safavid Persia. Wiesbaden.

Floor, Willem und Herzig, Edmund (2012): Iran and the world in the Safavid age. London [u.a.].

Matthee, Rudi (2012): Persia in Crisis. Safavid Decline and the Fall of Isfahan. London [u.a.].

Mitchell, Colin P. (Hg.) (2011): New Perspectives on Safavid Iran. Emire and Society. London [u.a.].

Roemer, Hans R. (1989): Persien auf dem Weg in die Neuzeit. Stuttgart.

Roemer, Hans R. (1986): The Safavid Period. The Cambridge History of Iran Vol. 6. Cambridge [u.a.], S. 189-351.

tmah007 Die Ilkhaniden (Mongolen)

Die Mongolen sind da: Im Laufe des 13. Jahrhunderts eroberten sie abbasidische Gebiete und gründeten das Reich der Ilkhaniden (= Ilkhane), das sich über den heutigen Irak, Iran und Großteile von Pakistan, Afghanistan und Turkmenistan erstreckte.
Obwohl sie nur relativ kurz herrschten (ca. 100 Jahre), brachten sie viele Veränderungen mit sich wie etwa Reis, neue un-islamische Steuern, ein sehr schnelles Transportwesen und „Bilderbücher“. Wie wir uns diesen wichtigen Geschichtsabschnitt vorstellen können, schildert uns Prof. Dr. Birgitt Hoffmann am Lehrstuhl für Iranistik der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg.

tmah005 „Die Kultur der Ambiguität. Eine andere Geschichte des Islams“

In der fünften Folge geht es um „die“ islamische Kultur – was genau damit gemeint ist, warum der Begriff schwierig ist und wie man sich ihr doch nähern kann.
Zugänge und Perspektiven auf diese Kultur bietet Prof. Dr. Thomas Bauer, der Leiter des Instituts für Arabistik und Islamwissenschaft an der WWU Münster und Autor des Buches „Kultur der Ambiguität. Eine andere Geschichte des Islams“.

Lesetipp:

Bauer, Thomas (2011): Die Kultur der Ambiguität. Eine andere Geschichte des Islams. Berlin.

tmah004 Die Abbasiden

Wir steigen wieder in den historischen Überblick ein und es geht weiter mit der Dynastie der Abbasiden (750-1258 n. Chr.). Ihre Herrschaft unterschied sich in vielen Bereichen von der Frühzeit und wie genau wir uns die Ereignisse, das Hofleben, die Gesellschaft und Wirtschaft vorstellen können, erklärt uns Prof. Dr. Axel Havemann von der FU Berlin.

Dynamische Karte der islamischen Dynastien (bis 1453), hier ab der größten Ausweitung der Abbasiden(schwarz):